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Gemeindepädagogik vor Ort: Natur und Spaziergang

Wundervolle Stadtansichten und viel Wissenswertes in Gau-Odernheim

Petra TebrünGruppenausflug nach Gau-Odernheim

Unsere Gemeindepädagogin Petra Tebrün war erneut mit einer interessierten Gruppe in der Nachbarschaft auf Entdeckungsreise: Gemeinsam erkundeten die Männer und Frauen Gau-Odernheim.

Bildergalerie

Das Stadtschreiberhaus Gullideckel mit Pferdekopf Reste der alten Stadtmauer

Viel zu entdecken gibt es beim Spaziergang durch Gau-Odernheim. Thomas Ehlenberger und das Ehepaar Volkmann begleiten die Dekanatsgruppe zunächst durch die Simultankirche. In den katholischen Teil mit blauem Sternenhimmel, Netzrippengewölbe und Stumm-Orgel darf die Gruppe einen kurzen Blick werfen. Der evangelische Teil der Kirche beeindruckt durch die 1890 freigelegten Fresken aus der ehemals romanischen Kirche (Mitte 9. Jahrhundert), die heute gotische Fenster besitzt.

Das Domstift zu Metz hatte große Beziehungen in Gau-Odernheim. Um deren Einnnahmen zu mehren, brachte man um 850 die Gebeine des Bischofs Rufus aus Metz als Reliquie hierher, um eine Wallfahrt zu initiieren. (Rufus-Sarg 800-1000). Die Reliquien lagerten in einem Hochgrab. Der Stein-Sarkophag und ein Grabdeckel von 1418 sind erhalten. Im Mittelalter besuchten viele Wallfahrer den Ort, der heute am rheinhessischen Jakobsweg liegt. 1344 wurde ein Kirchturm in romanischen Formen an der Südseite der Kirche errichtet.

Es gibt traurige Momente in der Geschichte der Kirche aus dem Jahr 1799: Während des Gottesdienstes stürzte bei einem Gewitter der Glockenturm ein und begrub 7 Männer unter sich. Bis 1839 diente der Kirchplatz als Gemeindefriedhof - das evangelische Pfarrhaus stammt aus dem 16. Jahrhundert. Auf dem Kirchplatz befindet sich das ehemalige Schulhaus um 1500. Es entstand genau dort, wo zu früherer Zeit der „Jungfernturm“ (weibliche Gefangene) stand. Das Gebäude diente ab 1705 als Schulhaus der reformierten Gemeinde und wurde ab 1830 als Lehrerwohnung, später in den 60er Jahren als Gemeindehaus benutzt. Das rege Gemeindeleben findet heute im evangelischen Jugendheim statt.

Auf den Spuren der Geschichte Gau-Odernheims

Die Gruppe ist interessiert und lebendig, freut sich über die fachkundige und humorvolle Begleitung durch Thomas Ehlenberger, der auch Kostümführungen durch Gau-Odernheim anbietet. Über den Friedhof führt er die Gruppe zur alten Bahntrasse. Auf der Strecke, die früher 30 km von Alzey nach Bodenheim führte, wurde der Personenverkehr 1985 eingestellt. Heute ist dennoch Leben an der Trasse, beispielsweise bringt einmal jährlich das Skater-Fest Alt und Jung zusammen.

Eine Besonderheit im Ort ist das Stadtschreiberhaus – heute in Privatbesitz - mit geschnitztem Erker aus dem Jahr 1609. Der Stadtschreiber war der wichtigste Mann am Ort, hatte er doch ein bedeutenderes Einkommen als der Bürgermeister, denn er bot Hilfe bei allen schriftlichen Angelegenheiten. So genoss er viele Privilegien: erhielt freie Wohnung und Möbel, einen Garten und ein Kelterhaus, und war frei von Fron und Einquartierungen.

Unser Rundgang führt weiter zum Untermarkt, wo sich die älteste Apotheke des Ortes befindet. Ganz in der Nähe erzählen der Rossmarkt und die ehemalige Grundschule – heute Realschule plus „Am alten Roßmarkt“ ihre eigene Geschichte. Nicht weit entfernt davon befinden sich Turmreste der alten Stadtmauer mit der 1282 von Werner III. von Bolanden errichteten Burg mit Wassergraben. Die Burg wurde gegen Ende des 30jährigen Krieges zerstört fortan lebten nur noch 30 Familien in Gau-Odernheim.

Interessante Einblicke machen Lust auf weitere Besuche

Das heutige Museum Gau-Odernheim ist im „Alten Kindergarten“ untergebracht. 1894 betreute eine Erzieherin achtzig Kinder alleine. Das waren Zeiten! In der Spitalgasse befindet sich der Bleichplatz für die Wäsche, der in alten Zeiten von „Bleichwächtern“ bewacht wurde. Noch bis 1907 bleichte man die Wäsche zwischen Selz und Spitalgässchen; später wurde der Platz als Turn- und Festplatz genutzt. Am oberen Ende der Straße zeugt die Hausnummer 12 von Zentrum des alten Spitalhofs. Wir tauchen ein in die Welt der Bader und erfahren, was medizinisch zur damaligen Zeit möglich war und wovon man lieber die Finger ließ.             

In der Burggasse kann eines der ältesten Fachwerkhäuser aus dem 17. Jahrhundert bestaunt werden. Die Feste Gau-Odernheims in der Neuzeit finden bis zum heutigen Tag auf dem Obermarkt im Herzen Gau-Odernheims statt.

Wieder an der Kirche angekommen, bedanken sich die Dekanats-Spaziergänger*innen herzlich bei Thomas Ehlenberger und Herrn Volkmann für die kurzweilige Führung; nicht ohne das Versprechen wiederzukommen - oder um sich gleich in das nahegelegene Gasthaus zu begeben.   

Bericht und Fotos: Petra Tebrün, August 2023

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