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Natur & Spaziergang

Mit der Udenheimer Bergkirche ein Juwel entdeckt

Petra TebrünRund 40 Personen nutzen die Gelegenheit und lernen die Udenheimer Bergkirche näher kennen.

Die Udenheimer sind stolz auf ihre wunderschöne Bergkirche, die schon von Weitem über bunten Weinbergen und sanften Hügeln thront. Warmes Novemberlicht blitzt durch die Wolken und lockt rund 40 Menschen auf den einst keltischen Hügel. Sie sind der Einladung des Evangelische Dekanat Alzey-Wöllstein gefolgt, das seit rund drei Jahren Begegnungen zwischen Gemeinden schafft und mit den Verantwortlichen vor Ort kooperiert.

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In Udenheim finden an diesem Nachmittag viele Engagierte zusammen. Thomas Rückeshäuser vernetzt viele Menschen seines Dorfes und stellt den Kontakt zur Kultur- und Weinbotschafterin Utta Stuber her. Sie führt sachkundig durch die Geschichte der Bergkirche. Diese liegt oberhalb des Ortes Udenheim, der 773 in einer Urkunde des Klosters Lorsch erstmals erwähnt wird. Mit der Besiedlung durch iroschottische Mönche beginnt im frühen 8. Jahrhundert die Geschichte der Bergkirche. Die von ihnen damals erbaute Holzkapelle lag genau am Schnittpunkt vom Feldberg im Taunus und dem vorderpfälzischen Donnersberg.

Im 12. Jahrhundert war die Kirche dreischiffig. Auf dem Außengelände sind deutlich zugemauerte Rundbögen und ergänzte Spitzbögen erkennbar. Der älteste und heute kleinste Bauteil der Bergkirche ist der dreigeschossige Westturm, der etwa 1130 erbaut wurde. Er ist heute der Haupteingang und wurde zu früheren Zeiten als Kohlenkeller genutzt.

Pfarrer Andreas Rupprecht und Gemeindepädagogin Petra Tebrün begrüßen die Teilnehmenden - die jüngste Teilnehmerin des Rundgangs, Diana Rückeshäuser, ist 11 Jahre alt, Lydia Butz, die älteste, ist 93. Genau wie alle weiteren Teilnehmenden sind sie angetan von der besonderen Atmosphäre im Kircheninneren: den großen Rundbögen, dem bemalten Kreuzrippengewölbe im Chorraum aus dem 16. Jahrhundert, der aus einer einzigen barock-eichenen geschnitzten Wendeltreppe zur West-Empore, den Figurenfenstern im Chorraum, (durch Heinz Hindorf in den 60er Jahren) oder den Ornamentfenstern an der Südseite des Chores, der in den Jahren 1518 bis 1527 neu gebaut wurde.

Das Udenheimer Kruzifix aus dem 12. Jahrhundert befindet sich heute in der Gotthardkapelle des Mainzer Doms. Erwähnenswert sind außerdem das Taufbecken aus Flonheimer Sandstein um 1500 und der alte gotische Steinaltar. Im Chorraum befindet sich das Epitaph des Köth von Wanscheid, der als letzter katholische Ritter der Herren von Udenheim (13.-16. Jhd.), das Simultaneum festlegte. Die Herren blieben bis zur französischen Revolution. Seit 1959 ist die Bergkirche Alleineigentum der evangelischen Kirchengemeinde Udenheim.

Das Kirchengestühl – ein Patronatsgestühl und drei Wangen von Kirchenbänken mit Flachschnitzerei stammt aus der Werkstatt Erhard Falkeners aus Abendberg in Bayern.

Bis 1796 hingen drei Glocken in der Bergkirche, die von den Franzosen eingeschmolzen wurden. Heute ruft der Glockenturm im Ortsinneren zum Sonntagsgottesdienst. Auch dies eine Besonderheit. Nach vielen Auseinandersetzungen zwischen Evangelischen und Katholiken in der Vergangenheit, kaufte die evangelische Gemeinde einen Platz im Zentrum des Ortes und baute den Glockenturm, der auch von der Feuerwehr genutzt wird. 

Die Legende der drei Schwestern, die je eine Kirche gebaut haben sollen, gefällt noch heute - versuchten doch zwei der wohlhabenden Schwestern, die dritte Erblindete übers Ohr zu hauen und sie ums Erbe zu bringen: Ihr wurde wesentlich weniger Geld zugesprochen. Alle drei Schwestern bauten zum Dank fürs reiche Erbe ein Gotteshaus. Längst zerstört sind die Kirche auf dem Petersberg bei Gau-Odernheim oder die Kirche auf dem Nazarienberg bei Mommenheim. Die Udenheimer Bergkirche aber, einst von der blinden Schwester erbaut, ist immer noch weit über das Rheinhessische Hügelland sichtbar. In ihr werden bis heute lebendige Gottesdienste gefeiert.

Die Chronikgruppe rundet den Spaziergang ab in Richtung Glockenturm, Rathaus, Gänseplatz und zum Stolperstein zur Erinnerung an eine jüdische Mitbürgerin. Das Evangelische Dekanat bedankt sich bei allen Teilnehmenden von Klein-Winterheim bis Eich für das rege Interesse und allen Engagierten. Der Familie Rückeshäuser, Kulturbotschafterin Utta Stuber und der Chronikgruppe Udenheim sei herzlich gedankt für die kurzweilige Zeitreise durch die Geschichte Udenheims mit einem besonderen Juwel – der Udenheimer Bergkirche.

Gemeindepädagogin Petra Tebrün

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