Anfang November hat Gemeindepädagogin Petra Tebrün zum Dorfspaziergang nach Flomborn eingeladen. Die erste Station des Rundgangs ist die Evangelische Kirche.
Die Evangelische Kirche Flomborn wird zukunftsfähig
2013/2014 beginnt die Außenrenovierung der Ev. Kirche in Flomborn, bis 2017 sind das komplette Dach und der Dachboden erneuert, so kann 2018 die festliche Einweihung zum Pfingstfest gefeiert werden. Die Innenrenovierung erfolgt dann von 2019 bis 2024. Dank der Liegenschaften des ehemaligen Pfarrhauses kann die Kirchengemeinde ein Drittel der Kosten selbst aufbringen. 2019 werden Sandsteinböden verlegt, eine barrierefreie Toilette gebaut, die neue Lichtanlage gesetzt und ein Vorplatz vor dem Glockenturm zur Außennutzung geplant. Jetzt gibt es eine neue Lautsprecheranlage und Bänke; Ambo und Altar sind mobil und können je nach Veranstaltungsform auf die Bedürfnisse angepasst werden. Das Gemeindesälchen integriert sich - nach anfänglicher Skepsis - sehr gut in den Gottesdienstraum. Der Einbau einer modernen Glas-Abtrennung wurde einstimmig beschlossen. „Wir wollten einen zukunftsfähigen Ort der Begegnung schaffen“, sagt Karl-Michael Stauffer, der 1. Vorsitzende des Kirchenvorstandes.
Historische Fundstücke geben einen Einblick in die Geschichte
Die Ursprünge der Kirche gehen weit zurück: Alte romanische Fenster gehen auf das Jahr 1000 zurück. Der Spitzbogen im Langhaus geht bis ins 12. Jahrhundert zurück. 1770 wurde der Durchgang zur Apsis erweitert. Dort befand sich der sakrale Anbau ausschließlich für die Priester. In einem (römischen?) Sarkophag wurde ein Priester im Vollornat gefunden, der bei Öffnung vollständig zerfiel. Bei der Restaurierung der Stumm-Orgel aus dem Jahr 1783 kommt ein spannender Fund zu Tage. Ein Fundstück des Denkmalamtes, ein Galgen, bezeugt, dass die Kirche früher einmal ein Ort der Gerichtsbarkeit gewesen sein muss. 1907 bekommt die Kirche einen neuen Turm; ein viergeschossiger Stein- und dreigeschossiger Holzbau entsteht. Überall kann man die Glocken nun hören; sie läuten um 6 Uhr in der Früh und um 11 Uhr am Mittag. Auf dem ehemaligen Friedhof um die Kirche herum werden Hockergräber aus der Zeit der Bandkeramik (Anmerkung: Jungsteinzeit, um 5000 v. Chr.) gefunden.
Die Flomborner Kirche erlebt wechselvolle Zeiten: Zur Zeit der Reformation wird die Bevölkerung protestantisch, im 30-jährigen Krieg wieder katholisch. Die Kirche wird mehrmals zerstört. 1702, nach dem Pfälzischen Erbfolgekrieg, gilt: Wer die Mehrheit an Gläubigen hat, soll die Kirche bekommen; so wird Flomborn wieder evangelisch.
Beim Dorf-Spaziergang wird Bürger-Engagement deutlich
Mit Ortsbürgermeisterin Sabine Kröhle macht sich die interessierte Gruppe im Anschluss auf den Weg in Richtung „Flomborner Wutz“. Sie wurde vom bekannten Bildhauer Florian Geyer geschaffen und bezieht sich auf die Geschichte: Abgaben der Bauern nach dem Zweiten Weltkrieg sind abhängig vom Lebendgewicht des Schlachtviehs - so wird stets die magerste Wutz am öffentlichen Platz gewogen. Gleich um die Ecke befindet sich das Spritzenhaus mit Dachreiter der Dorffeuerwehr, zum Trocknen der Schläuche. Das Haus wird 1870 verkauft und als Schulhaus und Kindergarten genutzt.
Aus dem 1821 entstandenen und heute Denkmalgeschützten Dorfgemeinschaftshaus (ehemals Schule) ist heute die „Kulturspritze“ geworden. Die Bürgermeisterin lobt die Aktivität und das ehrenamtliche Engagement im Ort. 1976 gründet sich die BIF – Bürger Initiative Flomborn und bringt das wunderschöne Kirchenrathaus wieder in Schuss. Außerdem den alten Waschplatz, die Weede. Eine Mandelbaumallee entsteht über die Jahre, der alte Friedhof mit wertvollen Grabsteinen wird hergerichtet. In der Dorfmitte entstehen ein Boule-Platz und das Backhaus. An der Renovierung der Gemeindehalle ist die BIF maßgeblich beteiligt.
Lebendiges Gemeindeleben für Jung und Alt
Die Gemeinde mit ca. 1200 Einwohnern punktet außerdem mit einer Kita, der Grundschule und Realschule Plus, einem Spielplatz und Vogellehrpfad. Beim Flomborner Advent kann man sich jedes Jahr sonntags von 16 -20 Uhr am Backhaus mit Glühwein und Flomborner Kruste verwöhnen lassen.
Sabine Kröhle zeigt zum Abschluss ihren Arbeitsplatz als Bürgermeisterin im historischen Rathaus, wo im Erdgeschoss die Katholische Kirche beheimatet ist. Für die fachkundige und kurzweilige Führung durch Flomborn und die Ev. Kirche sei Bürgermeisterin Sabine Kröhle und Kirchenvorsteher Karl-Michael Stauffer herzlich gedankt!
Der nächste Spaziergang findet am Freitag, den 14. November in Flonheim statt. Hier anmelden