Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) setzt sich aktiv für Prävention, Intervention und Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt ein. Ein Team aus Expert*innen und Betroffenen schult in den Regionen Haupt- und Ehrenamtliche. Im September war das Team in Alzey.
Im Frühjahr 2024 hat die Fachstelle gegen Sexualisierte Gewalt in der EKHN ihre Arbeit in neuer Ausstattung aufgenommen. Das multiprofessionelle Team setzt sich zusammen aus Leitung, einer Historikerin und zwei Sachbearbeitungen. Ergänzt wird das Team durch einen Betroffenenvertreter, zwei (Sozial-)Pädagog*innen sowie einen Theologen. Ziel der Fachstelle ist die Prävention sämtlicher Formen von Gewalt sowie die Aufarbeitung. Einen Schwerpunkt hat die Fachstelle in diesem Jahr auf die Organisation von Dekanatsfachtagen zum Thema „Sexualisierte Gewalt“ gesetzt. Sie informiert und schult damit die Haupt- und Ehrenamtlichen in den Regionen. Im September 2025 waren Dr. Petra Knötzele, Anette Neff und Matthias Schwarz in Alzey.
Betroffenen-sensible Andacht, Diskussionsrunden und Fallbeispiele
Der Nachmittag in der Nikolaikirche begann mit einer Betroffenen-sensiblen Andacht. Fürbitte und ein modernes „Vater unser“ sollten für die kommenden Stunden wie auch generell sensibilisieren. Es wurde u.a. herausgestellt, dass Betroffenen das Beten der Schuldvergebung, wie sie im „Vater unser“ zu finden ist, schwerfällt bzw. nicht möglich ist.
Ziel der Fachtage ist es bei haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden, Sprachfähigkeit über die Tabuthemen Sexualität und sexualisierte Gewalt herzustellen und eine gelebte Kultur der Aufmerksamkeit zu vermitteln. Prävention, also das Vorbeugen, und Intervention, das rechtzeitige Eingreifen, sind wichtige Aspekte zum Schutz gegen jegliche Formen von Gewalt. Methodisch wurde hierzu in Kleingruppen diskutiert und reflektiert. Fragen zu Nähe, Distanz und Grenzüberschreitungen dienten als roter Faden. Bei der Analyse von Fallbeispielen wurde deutlich, wie verschieden sexualisierte Gewalt aussehen kann. Immer wieder kam an diesem Tag auch die Betroffenenperspektive zum Tragen.
ForuM-Studie und Stand innerhalb der EKHN
Ein Überblick über die 2024 veröffentlichte bundesweite Forschungsstudie „ForuM“ leitete über zum Stand der Aufarbeitung innerhalb der EKHN. Im Gebiet unserer Landeskirche hat sich im Frühjahr dieses Jahres die Unabhängige Regionale Aufarbeitungskommission (URAK) des Verbundes Hessen konstituiert und ihre Arbeit aufgenommen. Sie setzt sich zusammen aus neun ehrenamtlich arbeitenden Mitgliedern mit vielseitiger Expertise aus Wissenschaft, Praxis und Erfahrungswissen. In allen Kommissionen ist die direkte Beteiligung betroffener Personen zentral. Bundesweit entstehen neun solcher Kommissionen.
Bekenntnis gegen Gewalt und Ansprechpersonen
Im Evangelischen Dekanat Alzey-Wöllstein lehnen wir jede Form von physischer, psychischer und seelischer Gewalt ab. Wir richten uns nach dem Kirchengesetz zur „Prävention, Intervention und Aufarbeitung in Fällen sexualisierter Gewalt“, das diese besonders perfide, Vertrauensverhältnisse und/oder Abhängigkeiten ausnutzende Gewalt in den Mittelpunkt stellt.
Sollten Sie einen Fall sexualisierter Gewalt melden wollen, finden Sie bei der Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt der EKHN Ansprechpersonen, die erreichbar sind unter geschaeftsstelle(at)ekhn.de oder unter 06151-405 106. Im Evangelischen Dekanat Alzey-Wöllstein nimmt Dekanatsjugendreferentin Anja Wagener (anja.wagener(at)ekhn.de oder Tel. 06731/9987952) Ihre Meldung entgegen.
Ein anonymes Meldeportal gibt es hier: https://ekhn.integrityline.app/
Über Anlaufstellen außerhalb der Evangelischen Kirche informiert die EKHN auf ihrer Webseite.