Ausdrucksstark
Kreativer Schreib-Workshop in der „Galerie unterm Maulbeerbaum“
20.08.2024 azw-ag Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Petra TebrünDie flächigen und von Farben dominierten Werke von Christiane Schauder luden dazu ein, kreativ zu sein.„Ein paar Farbfelder und ein ganzer Kosmos öffnet sich“, so eine Besucherin. Eine Tatsache, die man unterschätzen oder als Gelegenheit zum Dialog nutzen kann. Die Teilnehmenden am Schreib-Workshop des Evangelischen Dekanat Alzey-Wöllstein ließen sich inspirieren von Gold, Schwarz, Weiß, Türkis, Orange, Grün, von bewegten und ruhigen Werken der Künstlerin und Trägerin der Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz, Christiane Schauder: Arbeiten in Acryl und Wachs auf Leinwand oder Holz.
Dass die Werke von Schauder meist keine Titel tragen, kam den Teilnehmenden entgegen. Dadurch waren sie frei zu eigenen Assoziationen. Ein großes viereckiges Werk in Weiß auf weißem Hintergrund regte zu folgenden Zeilen an:
„Erinnerung an eine Landschaft, gesehen tief unter mir vom Flugzeug aus…zerfurchte Landschaft in der Mongolei, unüberschaubar, wild…“
Gemeindepädagogin Petra Tebrün führte die Teilnehmenden entspannt ins kreative Schreiben ein, sprach leicht über das Schreiben. „Schreiben ist wie Atmen“, zitierte sie die Grand Dame des achtsamen Schreibens, Natalie Goldberg. „Wir saugen uns nichts aus den Fingern, sondern lassen Gedanken und Gefühle aufs Papier fließen…Wir erfinden nichts, sondern beschreiben, was bereits da ist.“
Schauders „Türkisreihe“ weckte Urlaubsgefühle: „ein holländisch Blau in der Mitte, eine Wolkenformation daneben…Welten von salziger Seeluft, schlammigen Tiefen, von Gelächter, Strandspaziergängen, Sandburgen, kleinen Rinnsalen, Muscheln, Algen, Kite-Surfern, Drachenfliegern… erschließen sich“.
Experimente mit verschiedenen Gedichtformen entstanden. Die Galerie bot Anregung durch Atmosphäre, Kunst und Stille - beste Voraussetzung für Kreativität.
„Schnell wie der Wind, komm‘!
Sattel die Pferde - spring hinein
Ins Glück“
Jemand schrieb:
„Wiese – seelengrüner Spiegel
Ich möchte eintauchen in Landschaft
In Natur – ich“
Es gab aber auch die Freiheit, sich von den Vorgaben zu lösen, jenseits vom Versmaß sich intuitiv zu nähern. Die ruhige Atmosphäre der Galerie hatte ihre Wirkung.
„Die Seele Ihres Vaters Richard Auernheimer ist spürbar in diesem kontemplativen Raum, danke, dass Sie die Galerie weiterführen. Man betritt diesen besonderen Ort und befindet sich in einer Gegenwelt“, meldete eine Teilnehmerin der Tochter Brigitte Auernheimer zurück. Dass die Geschwister Auernheimer die Galerie weiterführen, ist ein Segen, eine Hommage an die Eltern und eine Wertschätzung gegenüber Kunstschaffenden und Besuchenden.
Brigitte Auernheimer und Christiane Schauder waren immer wieder eingeladen, den Schreib-Ergebnissen zu lauschen und miteinander ins Gespräch zu kommen. „Ich bin überrascht, wie viel Potential in diesen Bildern steckt,“ meldete ein Teilnehmer zurück. Gleichzeitig entdeckte er ein eigenes unvermutetes Talent zum Schreiben. Ein inspirierender Dialog unterm Maulbeerbaum rundete das Kunst-Erlebnis ab. Die Idee einer Fortführung entstand und soll weiterverfolgt werden.
Petra Tebrün
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